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Darf die BG die Art der Psychotherapie vorschreiben

hella

Erfahrenes Mitglied
Registriert seit
25 Juni 2014
Beiträge
423
Ihr Lieben,
meine Arztwahl ist eingeschränkt...okay, nein, nicht okay, aber so ist es nun mal.
Aber jetzt lese ich, dass mir die BG die Art der Psychotherapie (es gibt verschiedene anerkannte Traumatherapien) vorschreiben möchte. Das ist schon ziemlich unverschämt. Erst recht, da ich in dieser Richtung bereits einen Versuch (über die BG) unternahm, der gründlich schief ging und für mich fest steht: das mache ich nie wieder!

Darf man irgendwo auch mal mitsprechen ohne immer gleich den Vorschlaghammer "Mitwirkungspflicht" vorgeknallt zu bekommen?

Ich bemühe mich ganz selbständig um eine neue Therapie (was meine BG aber nicht besonders unterstützt), aber bestimmt nicht noch mal in diese Richtung und ich möchte über Therapeut und Verfahren entscheiden.

Das darf ich doch, oder? Wo steht das?

LG
 
Hallo hella,

ist es möglich, etwas konkreter zu werden?
Als Bsp: Es wird verlangt,ndu sollst tiefenpsychol. Therapie machen, aber du willst eine verhaltenstherapeut. Therapie machen.
Ist es sowas?

Oder ist es - wieder ein Besp. - so, dass dir in der Therapie etwas aufgezwungen werden soll wie EMDR oder Hypnose?

Bist du in Behandl. bei einem ärztl. Psych. oder "nur" bei Therapeutin?
Wenn ärztliche Psych., was sagt denn sie?

Dann die Frage: Wie begründet die BG ihre Vorgabe und auf was (ärztl. Gutachten?) stützt sie diese?

LG
 
Ich möchte eine Traumatherapie machen, die sich an den 3 Phasen orientiert und jemanden, der auf Dissoziationen spezialisiert ist.
BG möchte VT mit Emdr.
 
Hallo Hella,

was meinst du die BG möchte...waren es Sachbearbeiter, die dir vorschreiben wollen, welche Therapieform du machen sollst? Wenn Sachbearbeiter der BG, die haben doch keine medizinisch-therapeutische Kenntnisse, sind keine Mediziner bzw. Psychotherapeuten, insofern haben sie auch nicht das Recht bzw. medizinische Kompetenz zu entscheiden. Sie können dir einen Vorschlag machen, mehr auch nicht. Seh ich so. Sofern du auch eine entsprechende Diagnose (z.B. Posttraumatische Belasungsreaktion, - störung hast.

Würde nachhaken und deutlich machen, dass Ärzte bzw. Psychiater, Therapeuten darüber befinden können. Und ich denke, du hast sehr wohl ein Mitspracherecht. Und die Arztwahl, bzw. auch Therapeutenwahl.

Aber gut ist auch: Hast du einen guten Psychiater od. Psychotherapeut, der der BG begründet, warum für dich eine andere Form der Traumatherapie statt der der VT und EMDR sinnvoller ist?

Mir wurde von der Reha auch eine Psychotherapie empfohlen. Ganz sicher würde ich mich nicht für eine VT entscheiden. Hab damit keine guten Erfahrungen. (Gibt klar auch unterschiedliche Erfahrungen.) Warte mal ab, was die BG sich so denkt und dann werde ich entsprechend reagieren.

Gruss ************
 
Hallo hella, ich warte noch darauf:
- Was sagt dein Arzt oder auch Therapeut dazu, was wird dir von ihm/ihr empfohlen?
- Wie begründet BG die Vorgabe? Ärztlich? Oder SB will das?

Traumatherapie fällt unter VT ebenso wie unter tiefenpsychologische, eher aber VT.
Ich kenne das mit den Phasen nicht. Fällt das unter VT oder Tiefenpsychologie?

EMDR: Versuche, dir bescheinigen zu lassen, dass diese Therapieform (die ja oft bei PTBS eingesetzt wird und m.W. auch bei einigen Betroffenen Erfolge zeigt) bei dir kontraindiziert ist.
Nicht jedem bekommt Emdr, bei einigen Krankheitsbildern wird davon abgeraten (ggf. im www suchen).

LG

P.S. Mit TPsych hab ich keine guten Erfahrungen. Mit VT (Traumatherapie) wenige, die Std sind teuer, kassenärztl. nicht zugelassen die Frau ... Mit Emdr keine bis auf den Versuch, dass es mit den Augen so nicht klappt, aber es gibt ja noch 'ne andere Form m.W., s. spezielle Threads zu dem Thema.
 
Hier noch ein Nachtrag:
Meine bisherige Therapeutin (Versuch Nummer 3 und war richtig gut) ist einfach nur der Meinung, da sollte jemand mit Erfahrung bei Dissoziationen ran (kann ich total mitgehen) und den Rest soll ich entscheiden, gerade weil ich derart schlechte Erfahrungen gemacht habe. Ich brauche überhaupt erst mal viiiel Kontrolle über die Situation, weil es mir irre schwer fällt, überhaupt noch mal jemanden an mich ran zu lassen.
Mein Psychiater weiß von all dem noch nichts. Hab es ja gerade erfahren. Tendenziell weiß er aber, dass ich nie mehr VT machen werde. Eine üble Retraumatisierung war die Folge. Ich wurde total überfordert und nicht begleitet. Ich hatte keinerlei Mitsprache bei Therapiezielen, -tempo oder nur so banale Sachen wie Ausrichtung des Stuhls (ich wollte nicht mit dem Rücken zur Tür sitzen).
Die BG begründet das nicht. Explizit soll die HVK das Ergebnis haben, die Therapie xy als wahrzunehmende heraus zu arbeiten. Total abgedreht.
Gute Nacht euch allen!
 
Hallo Hella

"...nie mehr VT machen werde. Eine üble Retraumatisierung war die Folge. Ich wurde total überfordert und nicht begleitet. Ich hatte keinerlei Mitsprache bei Therapiezielen, -tempo oder nur so banale Sachen wie Ausrichtung des Stuhls (ich wollte nicht mit dem Rücken zur Tür sitzen). " Zitat Hella

Kann dich verstehen. Verteidige deine Autonomie mit Unterstützung deines Psychiaters und Therapeutin. Schau gerade aus, nicht mit schnell "rollenden" Augen ohne klare Richtung (wie bei EMDR), geh deinen (Therapie-)Weg entsprechend deinem Bedürfnis selbstbestimmt. Drück dir fest die Daumen, dass dir das gelingt.

Ich bin der Auffassung (und das nicht aufgrund einer rein theoretischen Spekulation), dass VT für Menschen mit Traumata bzw. für Unfallopfer mit einer psychischen Folgeerkrankung NICHT geeignet ist. Das hat mit der therapeutisch-inhaltichen Ausrichtung der VT, deren Konzept, deren Grundannahmen, deren Einseitigkeit, der Dominanz der VT-Therapeuten zu tun. Bzw. damit, dass der VT-Therapeut wie ein Lehrer fungiert und damit dominiert. Außerdem wird bei der VT überhaupt nicht auf die Ursache eingegangen, die Außenwelt ausgeblendet. Bei der VT kannst du kein Verständnis / Empathie bezüglich deiner schlimmen Erfahrung erwarten. Usw. Usw. Das Risiko der Retraumatisierung, vermehrtes Misstrauen, vemehrte Angst vor weiteren Verletzungen ist gegeben. Das Gefühl des Unverstandenseins, und wieder mal nicht selbst die Kontrolle und Selbstbestimmung bzw. Autonomie zu haben. Denn die hatte man als Unfallopfer eben gerade nicht. Und die darf auf keinen Fall, wie bei der VT, untergraben, werden. Auch wenn VT-Therapeuten was anderes behaupten, aber die sind in der Regel nicht von einem Unfall bzw. einem Trauma betroffen. Und aufgrund mangelnder echter Empathie (die ist nun mal nicht ein therapeutischer Schwerpunkt in der VT-Ausbildung) kann sich ein VT-Therapeut nicht in das Unfallopfer bzw. den traumatisierten Menschen hineinversetzten. Ist auch nicht ein zentrales Ziel der VT. Was innerlich, persönlich im VT-Therapeuten abläuft, ob er /sie sich u.a. doch hineinversetzen kann, das ist für das Opfer, den Traumatisierten nicht von Relevanz, denn er / sie erfährt das nicht. Fühlt sich daher nicht wirklich angenommen.

Ich müsste hier ein Vortrag halten, um darzulegen, warum VT eher nicht geeignet ist, überhaupt für Unfallopfer, aber der würde zu lang werden.

Eigentlich müsste eine spezielle Psychotherapie für Unfallopfer mit psychischer Folgeerkrankung, für traumatisierte Menschen entwickelt werden. Die Psychotraumatologie wird dem eher gerecht, aber man muss genau hinschauen, welche Richtung diese vertritt. Denn auch hier gibt es Unterschiede. Und vor allem muss die Chemie zwischen Psychotherapeuten und "Psychotherapiepatienten" stimmen. Wenn nicht, dann wird die Therapie zum Zwang, zur Lüge, zur Täuschung, und das ist kontraproduktiv, bewirkt, was nicht sein soll. Im schlimmsten Fall das Ergebnis: eine nicht mehr zu therapierende Verschlimmerung.

Es mag sein, dass dem einen oder anderen Unfallopfer VT erstmal hilft. Aber ich kann nicht glauben, auf Dauer. Sei denn, das Unfallopfer bzw. der traumatisierte Mensch identifiziert sich - unbewußt - mit dem Verursacher, Täter.

Wer hat als Unfallopfer eine andere Erfahrung mit VT gemacht? Das würde mich mal interessieren, und wenn ja, wodurch?

Gruss von ************
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
LiebeAthena!
Ich glaube, gut gemachte VT kann bei Traumta helfen, die nicht von Menschen ausgelöst wurden. Bei sogenannten man-made-Traumata glaube ich das nicht, und zwar ähnlich gedacht, wie du. Es besteht eine massive Verunsicherung anderen Menschen gegenüber. Der erlebte Kontrollverlust erzeugt einen kleinen Kontrollzwang. Alle Verfahren, die eine Übermacht des Therapeuten ins Spiel bringen (was bei VT und Hypnose...definitiv der Fall ist) führen zu einem Schutzverhalten (bessere Umschreibung finde ich nicht) und zu einem neuen Ohnmachtserleben.
Ich glaube, so ungefähr könnte es sein.
Lg
 
Hallo Hella

"Ich glaube, gut gemachte VT kann bei Traumta helfen, die nicht von Menschen ausgelöst wurden." (Zitat Hella)

Du meinst zum Beispiel bei Naturkatastrophen? Ich glaube, auch hier hilft VT nicht wirklich
Aber das ist meine Meinung. Mein Glaube. Schließlich ist aber nicht mein Glaube, sondern allein die Erfahrung des traumatisierten Menschen - egal um welche Art eines Traumas es sich handelt - von Bedeutung. Mag es Menschen geben, die ihre Autonomie nicht so leben wollen wie andere. Die sich eher an anderen Menschen orientieren. Und das für sich so entscheiden. Gut, auch das fällt unter "Selbstbestimmung".

Aber vielleicht gibt es ja Unfallopfer mit psychischer Folgeerkrankung, die eine andere, bessere Erfahrung mit VT haben. Die gilt aber nicht für jeden, also nicht für dich und mich.

Gruss von ************
 
Hallo ************, hallo hella,

ich habe mit tiefenpsychologischer Psychotherapie negative Erfahrungen, mit VT dagegen sehr gute gemacht. Bei mir geht es um massive Traumatisierungen durch Menschen aus dem nächsten Umfeld, also durchaus man made, die traumatisierung durch den Unfall hat den alten Kram wieder hochgeholt. Ich habe nicht feststellen können, dass ich meine Selbstbestimmung abgegeben musste, dass die Ursachen keine Rolle spielen, dass mir Empathie vorgespielt wird. Ich würde mir auch nicht anmaßen zu behaupten, dass Verhaltenstherapeuten meistens nicht von Unfall oder sonstigen Traumata betroffen sind [" Auch wenn VT-Therapeuten was anderes behaupten, aber die sind in der Regel nicht von einem Unfall bzw. einem Trauma betroffen. Und aufgrund mangelnder echter Empathie (die ist nun mal nicht ein therapeutischer Schwerpunkt in der VT-Ausbildung) kann sich ein VT-Therapeut nicht in das Unfallopfer bzw. den traumatisierten Menschen hineinversetzten."]. Ich kann auch nicht einschätzen, ob das bei Tiefenpsychologen oder Psychoanalytikern anders ist, dass da der Anteil an eigenen Traumaerfahrungen größer ist. Meine erste Psychiaterin war Analytikerin, die hatte keine eigenen Erfahrungen mit man made-Traumatisierungen, ich weiß, dass ich bei ihr keine Psychotherapie hätte machen wollen, weil mir in der Psychoanalyse das Machtgefälle zu groß gewesen wäre. Letztendlich gibt es dieses machtgefälle immer in irgendeiner Form, weil ich als Hilfesuchende mich an jemand wende, von dem ich mir erhoffe, dass er/sie weiß, wie mir geholfen werden kann.

Mich ärgert das Verteufeln einer Therapie-Richtung und die damit verbundene Pauschalisierung, der Satz richtet sich an ************, hella hat geschrieben, dass sie sich auf ihre Erfahrungen bezieht. Ich bin überzeugt davon, dass nicht jede Therapie für jeden passt. Dafür reicht es meiner Meinung nach aber, wenn ich schreibe, dass es für mich nicht gepasst hat, ohne das Verfahren an sich an den Pranger zu stellen.

Abgesehen davon arbeiten mittlerweile viele Therapeuten nicht mehr komplatt nach einer Schule sondern übergreifend. Und gerade in der Traumatherapie gibt es einige Therapieverfahren, die versuchen, das beste aus verschiedenen Therapieformen zu kombinieren. Nach meiner Erfahrung spielt die Therapierichtung eine weniger große Rolle als die Person der Therapeut*innen. Eine der führenden Traumatherapeutinnen in Deutschland (Michaela Huber) ist z.B. Verhaltenstherapeutin, eine andere (Ilse Reddemann) hat eine Ausbildung als Psychoanalytikerin, integriert aber Elemente aus anderen Richtungen in die von ihr entwickelte PITT.

Letztendlich muss jeder für sich schauen, was für ihn/sie individuell am besten passt.

VG Drahtesel
 
P.S.: Damit keine Missverständnisse verstehen, ich halte nichts davon, dass mir vorgeschrieben wird, nach welchem Therapieverfahren ich mich behandeln lasse. Dafür geht es dabei zu sehr ans Eingemachte, ich muss selber bestimmen dürfen, zu wem ich Vertrauen aufbauen will.

Während ich den vorherigen Beitrag geschrieben habe, ist ein neuer Beitrag dazugekommen, da hat sich etwas überschnitten.
 
Richtig, jeder muss für sich schauen, was am besten passt. Und wer. Und da möchte ich nicht beschränkt werden. Und ja, gute Therapeuten mixen. Hat meine auch gemacht. Aber nie übergestülpt, sondern mich eher eingeladen zum nächsten Schritt und ich konnte entscheiden, ob ich ihn jetzt oder später, schnell oder langsam oder wie auch immer gehen möchte. Sie hat nicht gewertet, sondern Denkanstöße gegeben und da immer mal nachgefragt.
Die Negativerfahrung war leider nun mal unter der Überschrift VT und Athenas Beschreibung passt da sehr gut...von oben herab, meine Selbstbestimmung genommen und nach Schema F. Der Druck mündete in einem Satz, den nicht nur ich zu hören bekam (das habe ich aber erst später erfahren): Wer hier länger als 9 Monate braucht, hat ein anderes Problem, das ist dannnicht mehr Trauma.
Und die mangelnde Empathie fand sich hier schön wieder: Es geht mir hier nicht um ihr Leben im allgemeinen, es geht mir um ihr Funktionsniveau.

Ich war zu dem Zeitpunkt nicht in der Lage, mich richtig zu wehren, weil ich derartige Schuldgefühle hatte, dass ich nicht gut genug in der Therapie bin und deshalb so lange brauche.

Ich komme übrigens selbst aus der VT-Ecke ausbildungstechnisch. Es gibt da sehr gute, sehr warmherzige und kluge Therapeuten, die tolle Arbeit machen. Aber es gibt dort tatsächlich viele, die denken, da bekommt man ein Strickmuster und dann ist gut, so nach dem Motto: Glöckchen klingeln im richtigen Moment und das läuft. Manche Methoden laden dazu nun einmal mehr ein als andere.
Nein, ich verteufele VT nicht. Aber meine Erfahrungensind derart furchtbar und das zu einem Zeitpunkt, wo ich ganz schutzlos war.

Ich habe noch eine andere Methode (ich weiß nicht mehr, wie sie heißt) ausprobiert. Die war gruslig. Bei GKV ist die nicht mal zugelassen, aber BG und Versorgungsamt schicken da trotzdem hin. Da bin ich nach 3x weg und dann kam VT, übrigens in einer renommierten Einrichtung.
Lg an Euchh alle
 
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