Moin moin!
Ich will die Pharmaindustrie um Gottes Willen nicht in Schutz nehmen.
Es gilt nicht umsonst der Grundsatz "Glaube keiner Studie, die du nicht selber gefälscht hast".
Aber wie immer, es gibt da eine zweite Seite der Medaillie ... den Patienten.
Und mit seinem Verhalten unterstützt er oft genug.
Beliebte Beispiele aus der Praxis (und diese Liste läßt sich unendlich verlägern!):
- weiblich, über 35 Jahre und Raucher: Geht zum Frauenarzt und will die Pille. Wehe, wenn der Frauenarzt sagt: "Nach WHO darf ich Ihnen die Pille nicht verschreiben, da absolut gesundheitgefährdend."
- weiblich, gebärfähiges Alter, will die Pille. Trotz der möglichen Nebenwirkungen inklusive Libidoverlust und Todesfolge. Trotz der xten verschiedenen Pille mit Nebenwirkungen. Wenn der Frauenarzt mal gaaanz vorsichtig vorschlägt, über alternative Verhütungsmöglichkeiten nachzudenken, wird abgeblockt: "Ist mir zu mühsam".
- Patient mit grippalem Infakt und ohne sekundären Bakterienbefall. "Wie, ich bekomme kein Antibiotikum."
Nach 10 Minuten frustranem Erklären, daß bei einem rein viralen Infekt Antibiotika zwecklos sind, stürmt der Patient beleidigt aus der Praxis
- Patient mit Rückenschmerzen. Nachdem schon ein Blick auf den Rücken anzeigt, daß Holland mehr Berge hat als der Rücken Erhebungen durch Muskulalatur anzeigt und Sport und KG verschrieben wird sowie Haltungsschule, reagiert der Patient beleidigt, wenn man ihm wegen seiner tödlichen Schmerzen kein besseres Schmerzmittel als 1 Woche Ibuprofen und MRT und CT und und angedeihen läßt.
Die Tatsache, daß sein Sportmangel und damit die Fehlbelastung die einzige Ursache seiner Rückenschmerzen sind und er selber etwas dagegen tun muß, wird nicht gerne gehört. Tabletten sind einfacher.
- Einen Nachbarin zur Anderen:"Du, ich habe da ein neues Herzmedikament. Das ist Klasse. Probier du das doch auch mal." 2 Stunden später Notarzteinsatz wegen Kreislaufkollaps.
- Gespräch mit Schwiegervater, Hobby-Taubenzüchter:"Dir ist schon klar, daß die Antibiotika, die du da an die Tauben verfütterst, für deine Antibiotika-Resistenz ursächlich sind."
Antwort: "Machen doch seit Jahren Alle im Verein. So schlimm kann das doch nicht sein. Und zudem, der Arzt kann mir ja ein Anderes geben."
- Statt normal zu Putzen mit Seife und Wasser muß alles mit Sagrotan desinfiziert werden.
Da kann der Hausarzt dem Patienten dutzendmal erklären, daß damit das Immunsystem keine Resistenzen gg. Keime aufbauen kann.
Und das Kind mangels fehlender Auseinandersetzung mit den Keimen eine erhöhte Allergiegefahr und damit ein erhöhtes Risiko auf Neurodermitis, Asthma und was auch immer hat.
- Da kann der Hausarzt dem Patienten stundenlang erklären, daß Meditonsin, Grippostad C und was auch immer Nichts bringt ausser einem leeren Geldbeutel. Nein, der Patient geht lieber Einkaufen.
- Modekrankheit Burn-out. Und damit meine ich nicht die Patienten, die ein echtes Burn-out haben. Ich weiß nicht, wie das früher bei den anderen Älteren hier im Forum ist. Nach 2 - 3 anstrengenden Wochen wg. Krankheit/Personalmangel etc. auf der Arbeit hatte ich kein Burn-out sondern war einfach nur k.o. und überarbeitet. Und dagegen gab es keine Tabletten sondern ein entspanntes Wochenende.
Heute ... Tabletten, damit der arme, geburnt-outet Patient am Wochenende noch in die Disco/den Kurzurlaub oder was auch immer kann
- Trauerfall in der Familie. Früher hat man sich da durch gekämpft, die Phasen der Trauer durchgestanden und gut war. Heute kommt der Patient in die Praxis: "Ich bin depressiv. Ich will etwas dagegen." Und wehe, der Hausarzt versucht ihm zu Erklären, daß dies keine krankhafte Reaktion sondern eine natürliche ist. Und er dieses erst einmal aushalten muß.
- Patient beim Arzt: "Ich habe da beim Friseur gelesen es gibt ein neues Medikament, daß soll ganz klasse sein." 10 Min. später stürmt der Patient stinkig aus der Prxis. Der Arzt hatte ihm gesagt, er ist hervorragen und ohne Nebenwirkung auf die alten Medikamente eingestellt. Ein neues Medikament mit dem Risiko von Umstellungsproblemen und ohne Sicherheit, daß es bei diesem nicht doch zu Nebenwirkungen kommt, ist aus ärztlicher Sicht unsinnig
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Jeder sollte sich Eines überlegen. Nur wo eine Nachfrage ist auch ein Bedarf. Und oft genug ist der Patient mit für diesen Bedarf verantwortlich. Und Gier in jeder Form ist eine Folge des Bedarfs.
In bestimmten Bereichen/Erkrankungen hat es die Menschheit seltsamerweise geschafft, über Jahrhunderte auch ohne Medikamente zu überleben. Vllt. ganz vllt könnte die augenblickliche Erkrankung auch dazu gehören.
Gruß