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Ich bin am Ende meiner Kräfte...

Liebe Elster,

ich möchte dir gerne eine Institution anraten, die ich ganz ganz ganz großartig finde, und von der die meisten in der BRD gar nix wissen... nennt sich entweder "Sozialpsychiatrisches Zentrum" oder "Psychosoziale Beratungsstelle für psychisch Kranke" - klingt nicht so toll, ist es aber, sogar sehr. Dort gibt es gut ausgebildete Sozialarbeiter, mit denen man gratis Beratungsgespräche haben kann, auch für einen längeren Zeitraum. Vorteil ist, dass sie die lokalen Hilfsmöglichkeiten sehr genau kennen, dass sie einen auch zum Arzt oder zu Ämtern begleiten können und dass sie unabhängig sind und einen einfach nur unterstützen. Das ist so toll und so hilfreich, dass ich das uneingeschränkt empfehlen kann, gerade, wenn man nichts anderes hat, was einen auffangen kann und einem den Raum bieten kann, erst mal zu schauen, wo es überhaupt lang kann/soll/muss etc.

Daneben gibt es in diesen Zentren auch gemeinsame Frühstücke/Mittagessen, eine Kreatives Gestalten-Gruppe und je nach dem Ort auch Musiktherapie oder Theatergruppe.

Für mich war das damals, als ich in der Luft hing, so sehr hilfreich, dass ich noch heute dankbar dafür bin, dass es so etwas tolles gibt.

Wo das für dich zuständige ist, erfährst du über einen Anruf bei deinem Gesundheitsamt. In größeren Städten gibt es in jedem Stadteil eines.

Alles Gute für dich!
Meli
 
Hallo Meli,

Dein Hinweis ist gut, gehört aber m. E. nach unter Tipps für sonstige Probleme o.ä.

Elster hatte ein Polytrauma, was mit sich bringt, multiple Frakturen und häufig eine ptbs.

Nach der "körperlichen Heilung" - welche auch sicherlich nicht 100% ig hergestellt ist, kann Elster glücklicherweise wieder arbeiten gehen. Dies ist sicherlich Elsters Motivation und auch einem guten AG zu verdanken.

Elster muss nun sämtl. Energie auf sich und die Arbeit richten.

Das Ptbs erfordert noch weitere Energie. Da bleibt nichts mehr für "persönliche Probleme", welche man in ein paar Tagen mit Ruhe, Geduld und Spucke, einer Flasche Wein etc. weg steckt.

- Trennung / Scheidung
- Kinder schaffen die Schule nicht / sind beim Klauen erwischt worden
- AG ist insolvent, AG droht mit Kündigung
- Familienmitglied hat auch einen Unfall, Krebs o. ä.
- Wohnung wird gekündigt
- Wasserrohrbruch - man muss mal ausziehen ins Hotel / FeWo

Klar, erstmal die Keule, aber dass packt man dann.

Nur, wenn die Gesundheit im Eimer ist inkl. der Psyche mit einem ptbs, dann ist alles doppelt schlimm.

Hier hilft auch kein gemeinsames Frühstück (man ist ja an der Arbeit) noch sonstige freundliche Aktionen von Sozialarbeitern.

Mit vielem kann man umgehen, nach einem Schreikrampf, Wutausbbruch....

Aber Polytraumapatienten mit ptbs, die können das nicht mehr schultern, was jeder "normale - unbelastete" Mensch schaffen könnte.

Genau das ist es, was neben den Angstzuständen, Flashbacks etc. das Leben mit ptbs so schwer macht.

Kraft und Energie fehlt.

Viele Grüße

Kasandra
 
Hi Kassandra,
Du hast es echt auf den Punkt gebracht. Genauso fühle ich mich und läuft es gerade.. :eek: Ich hätte es nicht besser erklären können.
Aber hast du eine Idee, was mir helfen könnte, wie ich es schaffe, damit umzugehen ohne zusammenzubrechen?
Den gutgemeinten Ratschlag, das Arbeiten sein zu lassen, kann ich so gar nicht als Lösung sehen. Klar, hätte ich mehr Zeit und nicht so viel Stress. Aber ich würde innerlich verkümmern und eingehen. Ich kann daran nix vorteilhaftes finden, dem nichts abgewinnen. Meine Kollegen, nette Kontakte, Ablenkung, aber auch Zuspruch und Anerkennung würden mir fehlen und es würde mir definitiv schlechter gehen. Außerdem muss man ja von was leben...
Hilfe zu Hause - versuche ich zu organisieren, etwas regelmäßiges, wie Mittwoch Nachmittag hat Oma die Kids, Freitag holt X die Kids zum Training ab, Englisch lernt immer Y mit dem Kind etc. Würde mein Leben schon etwas erleichtern. Aber genau das fehlt und ich habe da noch nichts hilfreiches gefunden...
Es tut mir gut, dass ich mich hier verstanden fühle und Tipps bekomme. Auch das hilft mir schon weiter...
Ganz lieben Dank!
LG Ellen
 
Den gutgemeinten Ratschlag, das Arbeiten sein zu lassen, kann ich so gar nicht als Lösung sehen.

Hallo Ellen,das sollte nun auch kein Ratschlag sein, jedes Leben und Schicksal ist anders und jeder muss für sich seinen Weg finden,bei mir war es allerdings die Lösung....ich wollte zuerst absolut nicht loslassen und wollte nicht wahrhaben das alles wofür ich mein Leben lang drauf hin gearbeitet hab,(Zimmerer-und Dachdeckermeister mit sehr gut laufender eigener Firma mit Auftragsauslastung von einem Jahr zum Zeitpunkt meines Unfalls und einem Kundenstamm von knapp 1000 Kunden) alles für die Katz war:(.
Aber nachdem mein Körper psychisch (konnt nicht mehr 1+1 zusammenzählen und wurde apatisch) und physisch (Materialbruch der Rückenimplantate) die Notbremse gezogen hat und ich somit quasi "zwangsberentet" worden bin,ist mir erst aufgefallen das ich mit dem familiären Alltag mehr als ausgelastet bin (hab ich früher im vorbeigehen gemacht) und das vollkommen ausreicht für mein Restleistungsvermögen,Langeweile kommt zumindest nicht auf:cool:.
Das einzige was nervt sind die Sprüche alter Bekannter,Freunde und Mitarbeiter die immer fragen"Fällt Dir nicht die Decke aufn Kopf? Für mich wär das nix",habs aber mittlerweile aufgegeben darauf zu antworten weil nicht-SHTler werden uns nie verstehen.
Ich bin zumindest froh mein Leben wieder im Griff zu haben auch wenn das Niveau nicht in eine Leistungsgesellschafft passt:).

LG Hotte
 
Hallo Hotte,
das kann ich gut verstehen. Ich denke, wenn das bei mir nicht zwangsweise passiert, werde ich es nicht von allein schaffen die Arbeit aufzugeben. Wobei ich ehrlicherweise schon Gedanken daran verschwende, was bis vor einiger Zeiten No'Go war...und mich insgeheim gruselt...
Andererseits möchte ich es nicht wirklich auf einen Totalzusammenbruch ankommen lassen!
Aber dann wüsste ich auch nicht, wer das entscheiden sollte, dass es zu viel ist und nicht mehr geht...:confused:
Das müßte dann ja "offiziell " passieren.
Nur keiner der BG-Getreuen wird das doch entscheiden, wo die doch heil froh sind, mich wieder in Arbeit gebracht zu haben.
Und wenn der Gutachter der Meinung wäre, hätte er es doch mit mir besprochen, oder nicht? Ich habe ja gesagt, dass ich an meinen zu leistenden Arbeitsstunden schon zu knabbern habe...
LG Ellen
 
Und wenn der Gutachter der Meinung wäre, hätte er es doch mit mir besprochen, oder nicht?

Hallo Ellen, nein ein Gutachter der mit irgendeiner Versicherung in Verbindung steht wird niemals sagen bzw. schreiben das Du nicht mehr arbeitsfähig bist:(.
Bei mir waren es mein behandelnder Chirurg in der Uni-Klinik (nach Materialbruch),die betreuenden Psychologen(Uni Klinik und stationäre Reha),Hausarzt und der Sozialdienst des Kreiskrankenhauses später auch der gerichtlich bestellte Gutachter des Sozialgerichtes.

Aus dem Grund das ein Versicherungsgutachter sowas nie sagen/schreiben würde musste ich ja auch ein Sozialgerichtsverfahren führen und meine Erwerbsminderungsrente einklagen, der zuständige Richter ist allerdings mit der deutschen Rentenversicherung gehörig Schlitten gefahren (Recht in allen Punkten bekommen:)) .

LG Hotte
 
Hallo Ellen,

ich, an deiner Stelle wäre froh wieder einer Arbeit nachgehen zu können.
Es reißt dich etwas aus deinem "Kreis" raus und zwingt dich an etwas anderes zu denken.
Mach einfach langsam und überfordere dich nicht. Auch wenn dabei an deine Grenzen kommst, so füllt es doch Stunden und macht müde.
Bis du erst einmal zuhause "gefangen", vielleicht ohne eine Familie, dann werden deine Gedanken noch sehr viel mehr Karussell fahren und alle Farben werden grau.
 
Hallo Astrid,
Das hatte ich ja schon geschrieben, dass ich das eigentlich nicht möchte. Meine Arbeit bedeutet mir sehr viel! Nur komme ich mit langsam machen nicht weiter...
Und müde bin ich den ganzen Tag! Ich kann auch 14Stunden am Tag schlafen (Wochenende und so ), und bin immer noch ko...
LG Ellen
 
Es reißt dich etwas aus deinem "Kreis" raus und zwingt dich an etwas anderes zu denken.

Dafür sorgt mein "Balu"(französische Bulldogge),der ist quasi mein Therapiehund, er liebt es den ganzen Tag betüdelt zu werden,wenns "Papa" mal nicht so gut geht,hat er aber auch kein Problem damit mal den ganzen Tag zu chillen:).
"Hundepapa" bekommt mir (körperlich,seelisch) eindeutig besser als Arbeit :).

LG Hotte
 
Hi, Kasandra,

also, mir hat das SPZ sehr sehr sehr genau bei der PTBS geholfen, die Sozialarbeiter kennen das nämlich sehr gut, zumindest meine dort. Und was das Arbeiten gehen angeht, ich hab das auch gemacht, wir haben Termine außerhalb der Arbeitszeit vereinbaren können. Ich hätte ohne diese Unterstützung nicht arbeiten gehen können. Aber jeder wie er mag und kann.

LG
Meli
 
Hallo meli,
Ich habe mal gegoogelt und bei uns gibt's sowas am Gesundheitsamt angeschlossen auch...
Aber leider keine weiteren Infos... Kannst kurz beschreiben, wie die Hilfe für dich aussah? War es eher eine Art Gesprächstherapie oder eher praktische Hilfe?
So ein paar mehr Infos wären mur total lieb.
Vielen Dank, Ellen
 
Hallo Meli,

ich finde auch interessant zu wissen, ob du dort anonym bliebst oder Ausweis, KK-Karte, Nachnamen oder sowas ab/angeben musstest. Die Stellen sind ja m.W. nicht unabhängig, hier zB Kliniken zugeordnet, teils auch im Gesundheitsamt ansässig.
Danke für deine Infos!

Liebe Grüße @ all
HWS-Schaden
 
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