Grundlegende Systemfehler
Hallo sozimod,
Ich denke, dass hier ein ganz wichtiger Ansatzpunkt liegt - die Durchgangsärzte.
Die sind in der Mehrzahl Unfallchirurgen, manche mit einer orthopädischen Zusatzausbildung. Meiner Meinung sind sie ungenügend qualifiziert und spezialisiert, die Sachlage nach erlittenem Schleudertrauma ausreichend zu beurteilen, die richtigen Untersuchungen zu veranlassen und die Symptome richtig einzuschätzen.
Viele erkennen den Ernst der Lage für den Patienten nicht oder wollen ihn nicht erkennen. Vieles wird runtergespielt und uns werden Begehrensneurosen oder Simulation angedichtet.
Die Beschränlung des D-Arzt-Verfahrens auf Unfallchirurgen ist aus meiner Sicht in vielen, gerade schwierigen Fällen, nicht hilfreich und Fehler sind damit vorprogrammiert.
Hier wäre es wünschenswert, wenn es auch D-Ärzte gebe, die Fachärzte für Orthopädie, Neurologie, Neurochirurgie usw. wären. Dann könnte der Patient entsprechend seiner vorliegenden Verletzungen vermutlich besser und zielgerichteter untersucht und behandelt werden. Letztlich würde das aus meiner Sicht auch Kosten sparen...
Ja, die Leitlinien sind ein weiterer "Systemfehler".
Darin heißt es ja unter anderem:
"Apparative Zusatzuntersuchungen sind streng zu indizieren und dem Einzelfall entsprechend zu selektieren, Über- wie Unterdiagnostik sind zu
vermeiden"
Hier wird in meinen Augen sehr oft zur "Unterdiagnostik" gegriffen. Das mag in vielen Fällen gerechtfertigt sein, aber leider nicht in allen. Und so wird auch mit den komplizierten Fällen nach Schema F verfahren...die eigentlich richtigen Untersuchungen (die richtigen Funktionsaufnahmen bzgl. Röntgen, MRT, CT) werden nicht durchgeführt... Das hat zur Folge, das schwerwiegende Verletzungen übersehen und damit auch nicht behandelt werden. Damit beginnt der schwierige Kreislauf für den Patienten, aus dem er leider oft genug nur schwer oder gar nicht herauskommt - die Beschwerden stehen in keinem Verhälnis zu den vorliegenden Untersuchungsergebnissen. Können sie aber auch nicht, weil eine falsche oder unzureichende Diagnostik vorliegt...
"Standard ist heute die möglichst frühzeitige aktivierende konservative Behandlung; eine langfristige Immobilisation oder eine übertrieben
pessimistische Haltung ist, da prognostisch ungünstig, zu vermeiden"
Eine Mobilisierung bei Kopfgelenksverletzungen beispielsweise ist kontraindiziert. Außerdem wird gerade in dem Fall eine längere Immobilisation angeraten. Die Richtlinien entsprechen hier in meinen Augen nicht dem neuesten medizinischen Kenntnisstand....und keiner tut etwas dagegen. Eine weitere Verletzung der Patientengesundheit wird billigend in Kauf genommen. Es gibt viele hier im Forum, die das am eigenen Leib erfahren mussten.
Kaum einer von uns Betroffenen weiß zu Beginn, was für einen selbst gut ist und was nicht. Auf der Suche nach Hilfe greifen wir oft genug nach jedem Strohhalm, schenken den Ärzten unser Vertrauen und denken, dass sie schon wissen werden, was zu tun ist.
...irgendwann später stellt sich dann vielleicht heraus, dass genau diese Therapien zu weiteren Verschlechterungen geführt haben....dann ist es aber meist zu spät...
"Unterstützend können z. B. Analgetika, Muskelrelaxanzien, bei Gefahr chronischer Verläufe auch physikalische Verfahren, Antidepressiva oder Psychotherapie eingesetzt werden"
Das ist genau das, was Du auch in Deinem Beitrag angesprochen hast.
Die Ärzte handeln entsprechend gültiger Leitlinien - sie tun also nichts falsches.
Dabei wird nicht auf den Patienten gehört, der vielleicht davon berichtet, dass seine Instabilität noch schlimmer wird, wenn er Muskelrelaxanzien einnimmt.
Und "Antidepressiva oder Psychotherapie" sind genau der Ansatz, den viele Ärzte gehen...damit werden wir schon an dieser Stelle auf die Psycho-Schiene geschoben...
"So früh wie möglich sollen Rechtsstreitigkeiten beigelegt und eine Rückkehr in den Beruf angestrebt werden"
...da wären wir wieder bei der uns gern unterstellten Begehrensneurose. Auch wir Betroffenen würden liebend gern die Rechtsstreitigkeiten schnell über die Bühne bekommen und zurück an den Arbeitsplatz kommen...aber die Realität sieht oft anders aus...
Die verwendeten Zitate stammen alle aus der "Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie" für "Beschleunigungstrauma der Halswirbelsäule", nachzulesen unter: http://www.awmf.org/uploads/tx_szle...Halswirbelsaeule__HWS-ST__10-2008_10-2013.pdf
Das waren nur ein paar Beispiele für Unzulänglichkeiten im System - es gibt noch viele viele andere.
Solange an dem System nicht grundlegend etwas verändert wird und nicht die neuesten medizinischen Erkenntnisse zur Anwendung gelangen, wird es Schleudertrauma-Patienten wie uns geben.
Die Frage ist, was wir hier tun könnten...
Viele Grüße
sachsblau
Hallo sozimod,
Der erste Fehler wird von der BG, sprich von den Durchgangsärzten begangen (oder ist gewollt). Bei mir wurde PTS und HWS Distorsion (Schleudertrauma) festgestellt.
Es wird aber versäumt die Kopfgelenke scheibchenweise zu röntgen ( wie in einigen Kommentaren von mir erwähnt, hat Dr. Stegemann dies empfohlen). So würden Bänder, Wirbelverletzngen ect. sofort festgestellt. Was wird verschrieben?
Eine Standart CRT, Überweisung in eine andere Klinik (warum nicht vor Ort?).
Ich denke, dass hier ein ganz wichtiger Ansatzpunkt liegt - die Durchgangsärzte.
Die sind in der Mehrzahl Unfallchirurgen, manche mit einer orthopädischen Zusatzausbildung. Meiner Meinung sind sie ungenügend qualifiziert und spezialisiert, die Sachlage nach erlittenem Schleudertrauma ausreichend zu beurteilen, die richtigen Untersuchungen zu veranlassen und die Symptome richtig einzuschätzen.
Viele erkennen den Ernst der Lage für den Patienten nicht oder wollen ihn nicht erkennen. Vieles wird runtergespielt und uns werden Begehrensneurosen oder Simulation angedichtet.
Die Beschränlung des D-Arzt-Verfahrens auf Unfallchirurgen ist aus meiner Sicht in vielen, gerade schwierigen Fällen, nicht hilfreich und Fehler sind damit vorprogrammiert.
Hier wäre es wünschenswert, wenn es auch D-Ärzte gebe, die Fachärzte für Orthopädie, Neurologie, Neurochirurgie usw. wären. Dann könnte der Patient entsprechend seiner vorliegenden Verletzungen vermutlich besser und zielgerichteter untersucht und behandelt werden. Letztlich würde das aus meiner Sicht auch Kosten sparen...
Aber wie sollte denn der Leitfaden aussehen?
Ich wüsste jetzt nicht welche Therapien und Medikamente man unbedenklich
nennen könnte.
Ja, die Leitlinien sind ein weiterer "Systemfehler".
Darin heißt es ja unter anderem:
"Apparative Zusatzuntersuchungen sind streng zu indizieren und dem Einzelfall entsprechend zu selektieren, Über- wie Unterdiagnostik sind zu
vermeiden"
Hier wird in meinen Augen sehr oft zur "Unterdiagnostik" gegriffen. Das mag in vielen Fällen gerechtfertigt sein, aber leider nicht in allen. Und so wird auch mit den komplizierten Fällen nach Schema F verfahren...die eigentlich richtigen Untersuchungen (die richtigen Funktionsaufnahmen bzgl. Röntgen, MRT, CT) werden nicht durchgeführt... Das hat zur Folge, das schwerwiegende Verletzungen übersehen und damit auch nicht behandelt werden. Damit beginnt der schwierige Kreislauf für den Patienten, aus dem er leider oft genug nur schwer oder gar nicht herauskommt - die Beschwerden stehen in keinem Verhälnis zu den vorliegenden Untersuchungsergebnissen. Können sie aber auch nicht, weil eine falsche oder unzureichende Diagnostik vorliegt...
"Standard ist heute die möglichst frühzeitige aktivierende konservative Behandlung; eine langfristige Immobilisation oder eine übertrieben
pessimistische Haltung ist, da prognostisch ungünstig, zu vermeiden"
Eine Mobilisierung bei Kopfgelenksverletzungen beispielsweise ist kontraindiziert. Außerdem wird gerade in dem Fall eine längere Immobilisation angeraten. Die Richtlinien entsprechen hier in meinen Augen nicht dem neuesten medizinischen Kenntnisstand....und keiner tut etwas dagegen. Eine weitere Verletzung der Patientengesundheit wird billigend in Kauf genommen. Es gibt viele hier im Forum, die das am eigenen Leib erfahren mussten.
Kaum einer von uns Betroffenen weiß zu Beginn, was für einen selbst gut ist und was nicht. Auf der Suche nach Hilfe greifen wir oft genug nach jedem Strohhalm, schenken den Ärzten unser Vertrauen und denken, dass sie schon wissen werden, was zu tun ist.
...irgendwann später stellt sich dann vielleicht heraus, dass genau diese Therapien zu weiteren Verschlechterungen geführt haben....dann ist es aber meist zu spät...
"Unterstützend können z. B. Analgetika, Muskelrelaxanzien, bei Gefahr chronischer Verläufe auch physikalische Verfahren, Antidepressiva oder Psychotherapie eingesetzt werden"
Das ist genau das, was Du auch in Deinem Beitrag angesprochen hast.
Die Ärzte handeln entsprechend gültiger Leitlinien - sie tun also nichts falsches.
Dabei wird nicht auf den Patienten gehört, der vielleicht davon berichtet, dass seine Instabilität noch schlimmer wird, wenn er Muskelrelaxanzien einnimmt.
Und "Antidepressiva oder Psychotherapie" sind genau der Ansatz, den viele Ärzte gehen...damit werden wir schon an dieser Stelle auf die Psycho-Schiene geschoben...
"So früh wie möglich sollen Rechtsstreitigkeiten beigelegt und eine Rückkehr in den Beruf angestrebt werden"
...da wären wir wieder bei der uns gern unterstellten Begehrensneurose. Auch wir Betroffenen würden liebend gern die Rechtsstreitigkeiten schnell über die Bühne bekommen und zurück an den Arbeitsplatz kommen...aber die Realität sieht oft anders aus...
Die verwendeten Zitate stammen alle aus der "Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie" für "Beschleunigungstrauma der Halswirbelsäule", nachzulesen unter: http://www.awmf.org/uploads/tx_szle...Halswirbelsaeule__HWS-ST__10-2008_10-2013.pdf
Das waren nur ein paar Beispiele für Unzulänglichkeiten im System - es gibt noch viele viele andere.
Solange an dem System nicht grundlegend etwas verändert wird und nicht die neuesten medizinischen Erkenntnisse zur Anwendung gelangen, wird es Schleudertrauma-Patienten wie uns geben.
Die Frage ist, was wir hier tun könnten...
Viele Grüße
sachsblau