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Schleudertrauma, HWS, Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule

Hallo sozimod,

ich möchte den Beitrag von Rudinchen mal wieder etwas zu Tage fördern. Mich würde dieser Artikel ebenfalls sehr interessieren. Vielleicht kannst Du uns diesen hier zur Verfügung stellen oder aber einen Verweis dorthin.
Wäre wirklichsehr nett....danke.



Hallo an alle HWS-Verletzten,

ich habe hier mal wieder etwas Literatur ausgegraben - in Form einer Dissertation.
Sie behinhaltet sehr umfangreichee Daten zu Balance-Untersuchungen an gesunden Probanden und solchen, die ein Schleudertrauma erlitten haben. Dabei wird zusätzlich eine Unterscheidung zwischen frisch Verunfallten und solchen Patienten vorgenommen, bei denen das Schadensereignis bereits mehrere Monate zurückliegt.
Die Arbeit enthält viele Messergebnissen sowie deren Auswertungen, was sicher sehr wissenschaftlich ist und nicht für jeden interessant bzw. brauchbar. Darüber hinaus, und das dürfte eher von Interesse sein, gibt es viele anatomische, biomechanische und auch pathomechanische Betrachtungen und Erklärungen. Diese zeigen wichtige Zusammenhänge und Zusammenspiele der einzelnen Bereiche der HWS (und damit in Verbindung des gesamten Körpers) auf sowie die Sensibilität dieser Strukturen und deren Verletzbarkeit.
....vielleicht für den ein oder anderen interessant....

http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2007/1536/pdf/gutschow_diss.pdf



Viele Grüße
sachsblau
 
Hallo allerseits,

erst einmal herzlichen Dank für das Sammeln aller dieser aufschlußreichen Informationen.

Ich will auch noch etwas dazu beisteuern, nämlich eine Studie aus Australien, die an das Thema von HWS70 (im MRT sichtbare Fetteinlagerungen) anknüpft:

The clinical presentation of chronic whiplash and the relationship to findings of MRI fatty infiltrates in the cervical extensor musculature: a preliminary investigation (J.Elliot, M.Sterling et al)

Frei übersetzt:
Klinische Darstellung chonischer Beschwerden nach Schleudertrauma und Relation zur Darstellung fetthaltiger Einlagerungen in der zervikalen Streckmuskulatur: eine vorläufige Studie

That is, subjects who were seeking compensation had higher amounts of fatty infiltrate in the cervical extensor musculature. The mean NDI score for those seeking compensation was 50.6 and 36.2 for those not seeking compensation. The lower scores for non-compensation seekers are not surprising and generally support the argument that only those with more severe injuries seek personal assistance through compensation.

Frei übersetzt: Dies bedeutet, kompensationssuchende Patienten hatten eine größere Menge von Fetteinlagerungen in der zervikalen Streckmuskulatur. Der durchschnittliche NDI Wert derjenigen, die kompensationssuchend waren, betrug 50.6 und 36.2 für diejenigen, die nicht kompensationssuchend waren. Die niedrigeren Werte für nicht-kompensationssuchende sind nicht überraschend und unterstützen insgesamt die These, dass nur diejenigen mit schwereren Verletzungen persönliche Unterstützung durch Kompensation suchen.
(Erklärung: NDI = Neck Disability Index = Nackenbeschwerdenindex; ein zehnteiliger validierter Fragebogen, der sich als sehr hilfreich erwiesen hat, um Schmerzen und Einschränkungen/Behinderungen in Verbindung mit Nackenschmerzen und Schleudertrauma zu quantifizieren (Anmerkung des Übersetzers, Quelle ebd.))

Hier der Link zur Studie.

Viele Grüße,

odyssina
 
Hallo allerseits,

ich bin eben über ein Buch gestolpert, das ich bei Nutzung der Suchfunktion auf die Schnelle bisher hier im Forum nicht gefunden habe:

Die obere Halswirbelsäule: Pathophysiologie und Klinik

herausgegeben von Manfred Hülse,Winfried Neuhuber,Hanns-Dieter Wolff

Ich habe es unter "Bücher für Unfallopfer" eingestellt, da ich es dort bisher nicht gefunden habe und das Inhaltsverzeichnis für mich höchst interessant klang. Mehr als das im Link Lesbare kenne ich allerdings bisher nicht. Hat jemand von Euch schon Erfahrungen mit diesem Buch?

Viele Grüße,

odyssina
 
Hallo Odyssina,
das Buch kenne ich nicht, aber Prof. Hülse. Bei ihm war ich schon. Er ist Neurootologe.
Seine Auffassung ist, dass Schwindel von der HWS/Kopfgelenk kommen kann. Bei mir hat er einen cervikogenen Schwindel und eine CMD diagnostiziert. Es gibt auch Abhandlungen darüber. Hatte mal was in der Hand, in dem es HWS contra Hirnstamm geht - verschiedene Auffassungen der Neurootologen. Mal sehen, ob ich da noch was finden kann, auch wenn es schon älter ist. Hülse macht / machte übrigens auch die Atlastherapie nach Arlen.
Dr. Kersebaum, ebenfalls Neurootologe, hatte Jahre zuvor den Schwindel auf den Hirnstamm bei mir zurückgeführt.
Ich persönlich sehe da einen Zusammenhang. Denn eine Kopfgelenksblockierung hat ja auch Einfluss auf den Hirnstamm unter Umständen.
 
Hallo wurzlpurzl,

die kleine Vorschau bei google books fand ich sehr aufschlußreich, auch die einzelnen Unterkapitel. Ich konnte nicht wiederstehen und habe mir das Buch bestellt. Ich kann ja mal berichten, wenn ich es habe. Allerdings habe ich noch nicht so viel Vergleich zu anderer Literatur, ich bin ja noch nicht so lange aktiv an dem Thema dran (zumindest nicht mit dem Kopf... mit der Halswirbelsäule und den ganzen Symptomen dafür um so länger).

Ich denke auch, dass es sehr wahrscheinlich zwischen Hirnstamm und Kopfgelenk Zusammenhänge gibt, schon rein anatomisch liegt da ja einfach alles sehr nah beieinander.

Es ist schon verrückt: Es ist so offensichtlich, dass die Verbindung zwischen Kopf und Körper, zwischen Hirn und Herz und anderen Organen elementar wichtig ist. Es ist außerdem offensichtlich, dass gerade am kraniozervikalen Übergang eine maximale Engstelle besteht. Und trotzdem wird diesem Bereich in der Medizin so gut wie keine Beachtung geschenkt. Die Logik, dass es zwischen Tod und leichten Verletzungen nichts geben soll, ist mir auch zu hoch. Klar ist das Thema hochkomplex, aber diese einfachen Grundlagen sind doch für jedes Kind verständlich, oder? Warum tut sich die Medizin dann damit so schwer?

Viele Grüße,

odyssina
 
Hallo zusammen,

ich habe das Buch gerade :D von einem Freund ausgeliehen und es in behördlichen Schreiben schon eifrig zitiert. Nach aktuellem Stand schreibt ein Gerichtsgutachter, angeblich nach bestem Wissen und Gewissen, dass die von mir zitierten Veröffentlichungen nicht die schulmedizinische Meinung vertreten würden. Die vertritt laut seiner Darstellung der liebe Herr GERICHTSGUTACHTER. Dies wird nun gerade überprüft ... :):)

Das Buch halte ich für gut.

Viele Grüße
HWS70
 
Hallo HWS70,
in meinem letzten Gutachten stand, dass die Neurotologie nicht anerkannt wäre:confused:. Und PRof. Hülse ist ja ein Neurootologe. Ist doch logisch, oder? Und warum ist er dann ein Professor an einer deutschen Universitätsklinik, wenn er kein Schulmediziner ist? Ein Gutachten muss doch dem wissenschaftlichen Stand entsprechen. Und meist ist die Wissenschaft viel weiter als der Gutachter :D

Aber zwischenzeitlich gibt es ja auch Urteile, die die Neurootologie akzepitieren. Habe hier vor kurzem was gelesen. Weiss nicht mehr, war glaub ich sogar ein BSG Urteil

Das Versorgungsamt hat jedenfalls bei mir die Berichte von Hülse und co anerkannt.
Die Gutachter drehen sich halt nach dem Wind. Sie waren irgendwann mal bei einem Vortrag, den sie dann auch noch in der Literatur des Gutachtens angeben, vor vielen Jahren. Und dort werden sie dann schon in bestimmte Richtungen getrimmt. Nach neuerer Literatur suchen sie nicht, warum auch, könnte ja anstrengend sein. ist doch viel einfacher, zu einem Vortrag zu gehen, wo ein kulinarisches Essen und ein Ausflug angeboten wird, quasi umsonst.

Habe den Link gefunden, aber meine es gibt noch was Neueres zur Neurootologie:
http://www.unfallopfer.de/forum/showthread.php?t=18484&highlight=neurootologie
 
Zuletzt bearbeitet:
Kopfhaltung und Durchblutung der Ateria vertebralis

Hallo an alle Leidgeplagten,

das Thema "Ateria vertebralis" beschäftigt uns ja immer wieder einmal.
Vor längerer Zeit hatte mir ein Neurochirurg empfohlen, bewusster auf meine Kopfhaltung zu achten und das Kinn an den Körper "zu ziehen". Das würde den kraniozervikalen Übergang entlasten.
...nunja, mit Kopfgelenksverletzungen ist das nicht so einfach, aber man kann es immer wieder probieren....vor allem an guten Tagen.

Ich selbst habe festgestellt, dass mir das leichte "Absenken" des Kopfes nach vorn, eine gewisse Erleichterung bringt. Das macht sich vor allem auch dann bemerkbar, wenn ich meine Orthese tragen muss.

Nun bin ich im Netz darauf gestoßen, dass diese Kopfhaltung zudem einen günstigen Effekt auf die Durchblutung der A. vertebralis hat. Die Grafik auf der nachfolgenden Seite veranschaulicht das sehr gut, wie ich finde.
http://inwifo.de/nackenschmerzen/

Vielleicht hilfrt das dem ein oder anderen ein wenig bei seinen Beschwerden.
Gerade am PC sitzt man häufig mit nach vorn gerecktem Kinn. Das wiederum hat zur Folge, dass man eine ungewollte Rückneige des Kopfes in den Nackens provoziert, welche die Beschwerden verstärken kann.
...einfach mal probieren, ob´s was bringt. ;)


Viele Grüße
sachsblau
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Sachsblau für den Link.
Bei geschädigten Bändern aber Vorsicht bei den abgebildeten Übungen! Ich kann keine Reklination durchführen, auch keine 30 Grad. Könnte schon, aber hinterher geht es mir wochenlang schlecht. Auch die isometrischen Übungen, wo man den Kopf mit den Händen zu sehr drückt, vor allem nach unten: Bekomme ich wahnsinnige Probleme.
Isometrische Übungen an sich ohne starken Widerstand jedoch tut mir gut. Ich versuche oft mein Kinn anzuziehen - hier aber auch Vorsicht: Den Kopf nicht dabei zu sehr nach unten halten. Inklination tut nämlich oft auch nicht gut bei Kopfgelenksproblematik. Am besten Oberkörper gerade halten und Schultern nach hinten und dabei bei geradem Kopf das Kinn anziehen. Im Liegen ist es fast besser durchzuführen, da hier nicht die grosse Gefahr der Überdehnung....
Für gesunde Leute, also ohne Verletzungsfolgen, sind diese Bilder aber gute Anleitung. Denn meist sind es Verspannungen, die sich auch durch Lockerungen lösen lassen. Wenn die Bänder aber schon locker sind, sollte man nicht noch mehr lockern...
 
Hallo an alle, die "Rücken haben", vor allem auch "Hals". ;)

Im Netz habe ich nachfolgendes Script gefischt, welches ich sehr interessant finde und teilweise für sehr gefährlich halte.
http://www.bgu-frankfurt.de/fileadm...chiv/08_Leutelt_Wirbelsaeulenverletzungen.pdf

Zum Beginn des Lesens war ich ganz positiv überrascht. Erstaunlich, was da so stand bei Erstschadensbild und der Segment(-in-)stabilität...und sowas von BG-Ärzten, die doch sonst mit der Erkennung von solchen Zusammenhängen ihre Schwierigkeiten haben......

Aber auf Seite 11 (Gesamtseite 12) heißt es ganz unten zu den Nachweisverfahren bzgl. Segmentinstabilität: "Für die Rentenbegutachtung sind sämtliche Verfahren viel zu (Kosten-)aufwendig !"
Und weil das so ist, wird eine Sparvariante des Untersuchungsnachweises vorgeschlagen, die erstens in ihrer Aussagefähigkeit und Ergebnissicherheit anzuzweifeln ist und die zweitens auch sehr gefährlich werden kann.

Siehe zum Beispiel folgende Empfehlungen:
"Untersuchungsprinzip:
Schmerzprovokation durch ruckhafte Bewegungen
• Fersenfall aus dem Fußspitzenstand (Stauchung)
• passiv-ruckhafte Hyperextension
• passiv ruckhafte Vermehrung der endphasigen Rumpfrotation (im Sitzen)
• Stoßpalpation an den Dornfortsätzen in Bauchlage
als Einzelbefund mehrdeutig !
• Klopfschmerzhaftigkeit (= mehrdeutig)"


Für jeden Kopfgelenkverletzten stellen solche Untersuchungen ein großes Risiko dar. Da viele Gutachter und Ärzte, wie wir wissen, nur ungenügende Erfahrung mit unseren Verletzungen haben ist es gut vorstellbar, dass sie dieser Untersuchungsempfehlung ohne Überlegung folgen.
Also VORSICHT !

Und diesen Hinweis auf die Ablehnung ordentlicher und schonender Nachweisverfahren, den sollte man sich merken, denke ich. Den könnte man unter Umständen gut gebrauchen.




Hallo wurzlpurzl,
vielen Dank für den wichtigen Hinweis. Für uns, die wir schon länger mit der Problematik zu tun haben, ist das selbstverständlich und da vergisst man leider leichter solche wichtigen Hinweise an die, die neu hier dazu kommen. Zum Glück gibt es dann hier so aufmerksame Leser und Leserinnen.

Eine Anmerkung noch zur Durchführung im Liegen. Das sollte jeder für sich vorsichtig probieren. Bei mir ist die Belastung auf C0-C3 an schlechten Tagen im Liegen teilweise zu hoch, sodass ich´s dann nicht machen kann. Auch wer wegen einer Nervenschädigung starke Hinterhauptsschmerzen hat, könnte damit Schwierigkeiten bekommen. Und es sollte geschaut werden, dass man für den Kopf keine zu weiche Unterlage wählt, damit dieser gut abgestützt wird bei der Übung. Ggf. sollte man auch eine Unterpolsterung für die HWS testen.



Beste Grüße
sachsblau
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Sachsblau,
ja, ich kann auch im Liegen nicht viel machen - nur ansatzweise den Kopf anspannen, so dass er noch auf dem Untergrund liegt.. Manchmal geht es besser...

Danke für den Link. Interessant ist auch hierbei, dass auf eine Veröffentlichung der 70er Jahre bezug genommen wird - und das in 2011 - äh...
Interessant auch der folgende Passus:
• Nur translatorische Verschiebungen der Wirbel nach ventral bzw.
dorsal* sind bildtechnisch mit vertretbarem Aufwand nachweisbar,
nicht jedoch die übrigen Instabilitätsrichtungen.
Technische Schwierigkeiten bei Fertigung solcher Funktionsaufnahmen
speziell im LWS-Bereich und daraus resultieren-den
projektionsbedingten Abbildungsfehlern, somit fehlende
Reproduzierbarkeit.

Derartige Ausformulierungen findet man auch in den AWMF Leitlinien. Wenn man genau liest (und wer macht das?:eek:), dann liest man, dass es möglich ist aber der Aufwand nicht lohnt bzw. nicht vertretbar ist (warum wohl nur?)
Technische Schwierigkeiten kann ich mir nur vorstellen, wenn der Arzt nur Standartuntersuchungen macht, am Fliessband, und sich den zeitlichen Aufwand durch die Kosten nicht mehr erlaubt...
 
Hallo,

@sachsblau: Danke für diesen sehr interessanten, aber auch extrem schockierenden Link. Wenn ich daran denke, dass jemand diese Untersuchungen mit ruckhaften Bewegungen, Stauchungen etc. bei mir durchführen würde, wird mir schlecht. Würde man diese Untersuchungen bei mir durchführen, hätte das bei mir wieder heftigste Reaktionen zur Folge, die ich eigentlich keinem wünsche. Aber gerade demjenigen, der so etwas schreibt, wünsche ich einfach auch mal all die Probleme, die HWS- Verletzte mit sich rumtragen müssen und dazu noch einen ´Arzt´, der einen mit höchst riskanten Untersuchungsmethoden quält, damit er vielleicht versteht, was er einem HWS- Geschädigtem damit antun kann. Durch diesen Link wird auch mal wieder deutlich, um was es den Versicherungen geht. Es geht natürlich nicht um das Wohl des Patienten, sondern mal wieder nur darum wie man möglichst wenig zahlen muss. Traurige Welt.

Liebe Grüße

Mrs. Jinx





 
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