Hallo Ihrs! Seid schonmal vorgewarnt, es ist echt viiiel Text geworden ...
Sodele, vorgestern war letzter Tag der Reha, hat mir nach insgesamt 8 Wochen dann auch gereicht. Und ich war dort nicht bei nem D-Arzt! Die haben zwar in der Rehaklinik einen solchen (müssen sie, weil sie ne Notaufnahme haben), nur war ich nie bei dem, der war halt nicht auf der Neuro, sondern auf der Chirurgie/Radiologie. Vielleicht hat der ja mal einen Kringel in meine Akte gemacht, als in dort zur Kernspin war ... Immerhin haben die Docs auf der Neuro zugegeben, dass sie fast nie BG-Fälle haben - DAS habe ich (öfters) gemerkt.
Meine rechte Schulter, Arm und Hand haben nun eindeutig wieder mehr power und weniger Schmerzen (brauche aber noch Schmerzmittel, bin von Ibu 600 aus Novaminsulfon umgestiegen, der "Abwechslung" halber). Fühlt sich zwar alles noch etwas steif und ungelenk an, aber der Körper muss sich halt gerade an der Stelle wohl irgendwie "neu einrichten", der Schlüsselbeinbruch ist nicht so zusammengewachsen wie er mal war (kommt vor nach Brüchen), aber immerhin ist es überhaupt wieder zusammengewachsen, also alles gut.
Die Fingerspitzen - und inzwischen auch (wieder) die Zehen des linken Fußes - sind halt noch taub und "brennen", aber wenigstens nicht pausenlos, nur wenn ich sie bewege (also in Ruhestellung merk ich nix davon, zum Glück). War auch bei Reha-Anfang noch schlimmer mit der Taubheit. Ich krieg jetzt inzwischen kräftemäßig aber immerhin alleine ne Flasche aufgedreht und kann bischen Geschirr spülen, wow!!
Also die Reha hat mir schon was gebracht, auch wenn die dort keinen wirklichen Plan von UO und BG haben. Dadurch habe ich wenigstens wieder gelernt, mich mehr um meine eigenen Belange zu kümmern und wieder hartnäckiger zu werden. Und ich hatte viele gute Therapien, muß ich schon sagen.
In der Reha wurde u. a. nochmal eine Kernspintomografie des Halses gemacht: man sieht wohl nur, wenn mans weiß, das da mal ein HW gebrochen war, sagte man mir. Ist nix abgeklemmt oder sowas (um das zu checken wurde die Kernspin dort gemacht).
Mittlerweile finde ich ja das SHT 3 auch "schlimmer" als beispielsweise den mysteriösen Schlüsselbeinbruch (der ja erst so knapp 2 Monate nach dem Unfall auftauchte). Seit ich wieder zuhause bin, merke ich die Veränderungen im Koppe viel mehr als davor. Was ich z.B. nicht so alles vergesse, ist schon frappant. Mein Mann sagt immer, ich sei auch vor dem Unfall schon etwas vergeßlich gewesen - das stimmt, bin nunmal knapp über 50 und darf das dann ja auch sein
- aber er sagt mittlerweile auch, dass es nach dem Unfall eindeutig mehr geworden ist.
Lachen und Weinen liegen immer noch recht nah beieinander, wenn es inzwischen auch nicht mehr ganz so oft zum plötzlichen, großen Heulen kommt. Aber mit dem Lachen, das ist schon mitunter sehr überzogen ... ich musste mich z. B. gestern in einem Laden regelrecht schlapplachen über zwei Postkarten, die ich dort sah. Die waren auch lustig, ja klar ... aber mein Gepruste darüber war schon eher unverhältnismäßig zu nennen.
Ich hab dann auch zugesehen, dass ich weitergehe, wollte niemanden damit "irritieren" - ich weiß ja, wo das bei mir herkommt mit dem überzogenen Gegacker. Aber immerhin kann ich noch lachen! Mit meinem Mann zum Glück auch. Schädel-Hirn-Trauma eben, die "special effects" wie Elster999 es so treffend nennt - ach ja.
Gestern waren wir hier bei uns im Ort bei "meinem" neuen D-Arzt (den ich als "meinen" auserkoren habe - danke nochmal für den Hinweis, Kasandra!). Einfach, weil ich ne weitere AU brauchte - die konnten die mir in der Reha nämlich nicht ausstellen. Wahrscheinlich, weil ich eben dort nicht beim D-Arzt war *augenroll*. Alles nicht so einfach.
Bei "meinem" D-Arzt war ich ja schon, als es noch darum ging, das Schlüsselbein müsse operiert werden (sagten die Hamburger ja). Das konnten die in dieser Klinik bei mir im Ort ja nicht machen, da sie für diese OP keine BG-Zulassung haben. Aber ich dachte mir nun, als "meinen" D-Arzt kann ich den ja trotzdem nehmen. Der schien mir doch wesentlich vernünftiger zu sein als der D-Arzt aus Göttingen.
Dieser wollte zwar nach wie vor den Schlüsselbeinbruch lieber nicht operieren (war wegen der Sache ja schonmal bei ihm) - nix dagegen, ne OP kann eben auch immer nach hinten losgehen. Er wollte mich dann aber in 4 Wochen (also das wäre jetzt schon in 1 Woche, war vor 3 Wochen bei ihm) schon zur beruflichen Wiedereingliederung schicken.
"Medizinisch gesehen" ginge das, meinte er. Aha. Gut möglich, der hat auch das mit dem SHT 3 gar nicht gelesen/gewusst - dergleichen wäre ja nichts Neues, das kommt vor (Schlüsselbeinbruch in Hamburg!). Bei diesem D-Arzt war ich von der Reha aus halt nochmal zum nachsehen, und als der kapiert hat, dass ich BG-Fall bin, wurde er auf einmal anders und fing mit der Wiedereingliederung an.
Gut, dass ich nun bei einem anderen (eben "meinem") D-Arzt war! Bei dem fühle ich mich wesentlich besser aufgehoben. Der hat mich für den kommenden Monat noch AU geschrieben, von sich selbst aus. DER hat kapiert, dass ich noch nicht soweit bin, wieder arbeiten zu gehen, auch wenn man mir das eben nicht ansieht.
Er war es auch, der von sich aus mit dem Zauberwort GEDULD anfing, im Sinne von: sowas braucht alles seine ZEIT. Lieber noch etwas warten mit der Wiedereingliederung , und dann klappts, als zu früh anfangen, und es klappt nicht. Mein BG-Sachbearbeiter sieht das glücklicherweise genau so.
Tja, und endlich kehrt mal wieder etwas mehr Alltag ins Leben zurück. Ist zwar nun definitiv ein anderer solcher als früher, aber es ist eben auch kein Klinikleben mehr. Ich bin da heilsfroh drum. Und mein Mann auch. Der ist mittlerweile irgendwie fast kaputter als ich. Er hatte schon vor meinem Unfall einige Probleme mit seiner Gesundheit - und das ist seit dem Unfall und dem ganzen, was damit einher ging, nun nicht gerade besser geworden, ganz im Gegenteil. Ätzend.
Er wusste halt drei Wochen lang nicht, ob ich überhaupt überlebe (u. a. Atmungssituation war zeitweise sehr kritisch), oder wenn, dann vielleicht im Rollstuhl lande (HWS-Bruch). Meinen Eltern gings ähnlich. In deren aller Haut wollte ich auch nicht gesteckt haben ...
Von dem vielen Papierkrieg, mit dem mein Mann alleine fertig werden mußte, ganz zu schweigen. Und dann noch mich oftmöglichst besuchen (ohne Auto,und ich lag weit weg von zuhause), und "nebenbei" arbeiten, und, und, und ... Angehörige sind von so nen Unfall auch schwer betroffen, gibt ja nicht umsonst auch solche hier im Forum.
Fast jeder Arzt staunt darüber, wie GUT ich gerade körperlich diesen schweren Unfall überlebt habe. Das muß ich mir dann auch immer wieder sagen, wenn ich merke, das ich unleidlich werde. Vor allem werde ich oft ganz kleinlaut, wenn ich hier im Forum bin! Das mit dem SHT 3, naja das ist eben so. Auch das kann sich wieder bessern, meinte "mein" D-Arzt jedenfalls. Es hat eben vor 5 Monaten ein neues Leben begonnen, juhuuuu! Es ist ein anderes, definitiv -aber es ist immer noch LEBEN.
So, jetzt ist aber eindeutig genug getextet ;-)
Ich schicke allen UO hier gute und starke Gedanken! Wie schön, dass wir uns hier "treffen" können, groooßes DANKE mal an dieser Stelle an die Forumsbetreiber! Ich habe schon viel hier mitnehmen können für mich, hoffentlich kann ich auch ein bischen was von mir geben.
Schöne Grüße und Euch allen einen entspannten Abend plus eine gute Nacht!
... wünscht Euch Alive