FluffsInTheNavel
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Zitat von Charisma:klar bin ich weiblich, ich heiße ja nicht Adam
Ich kenne Samuels Werdegang ziemlich gut und auch seine neuesten "Errungenschaften". Und ich finde auch, dass er ein ziemlich cooler Typ ist. Vor allem sehr stark und auch humorvoll.
Zitat von Charisma:Seit Juni 2014 ist er festes Ensemblemitglied des Staatstheaters Darmstadt. Vor geraumer Zeit hat er sich mit einer sehr hübschen jungen Frau verlobt. Er hat die Entscheidung getroffen, nicht aufzugeben, sondern die Kostbarkeiten des Lebens zu schätzen.
Ich bezweifle jedoch stark, dass er, oder ein anderer Tetraplegiker, OHNE diesen Promistatus, die Festanstellung im Theater oder aber diese Frau bzw. diese Sorte von Frau (so einfach) bekommen hätte. Deshalb sehe ich sein Leben nicht wirklich als realistisches Beispiel für jeden anderen x beliebigen Behinderten an.
Falls die Theaterrolle nicht seinem Promistatus zu verdanken ist, dann müsstest du mir noch weitere Querschnittstheaterschauspieler nennen können, bei denen sich die Theater die Mühe machen sie mit Klebeband an bewegliche Körperschauspieler zu kleben.
Er gibt diese Promivorteile ja auch selbst zu (Zitat aus seinem ersten Buch):
Eine Welle des Mitgefühls schwappte über uns herein. Eine Welle, natürlich mit ausgelöst dadurch, dass über 10 Millionen Menschen live dabei gewesen waren, als ich stürzte. Wäre ich beim Obstbaumschneiden in einem schwäbischen Schrebergarten von der Leiter gekippt und hätte mir exakt die gleiche Verletzung zugezogen, hätten nicht so viele Hähne nach mir gekräht.
Ich finde auch die Einleitung seines ersten Buches interessant und etwas witzig und erinnert mich an meine Situation:
Als ich im Sommer 2011 gleich von mehreren Buchverlagen angesprochen wurde, ob ich nicht meine Geschichte aufschreiben wollte, musste ich fast lachen, da ich die Idee so absurd fand. Was sollte ein 23-jähriger Typ, der noch nichts erreicht hat außer den Tiefpunkt seines Lebens, in einem Buch schreiben? Der völlig aus dem Leben gerissen den größten Teil des letzten Jahres einfach nur im Bett lag und nichts tat – aber auch gar nichts. Das konnte doch nur ein Buch voller depressiver und trauriger Worte werden. Außerdem hatte ich mich in der Öffentlichkeit ohnehin schon „naggisch“ genug gemacht und die Leute würden denken: „Noch einer, der ein Buch schreibt, nur weil er in der Öffentlichkeit steht!“ Ich dachte: Niemals schreibe ich ein Buch, und schon gar nicht mitten in dieser Akutphase. Höchstens vielleicht, wenn aus dieser Misere ein Happy End geworden ist und ich abschließend mit mehr Distanz darüber reflektieren kann.
Soviel kann ich an dieser Stelle wohl schon vorwegnehmen: Dazu ist es noch nicht gekommen. Trotzdem halten Sie gerade mein Buch in der Hand....
Auch, wenn er heute die Kurve gekriegt hat und er nun glücklich ist (oder auch nicht), spielt das für einen anderen Betroffenen keine allzu große Rolle.
Neben ihm gibt es tausende andere Tetraplegiker, die zufrieden leben, genauso wie es auch tausende gibt, die nicht zufrieden leben oder sich sogar das Leben nehmen.
Eines von vielen Beispielen, was mir spontan einfällt, ist das von Christina S:
https://youtu.be/KZWQrmr9McU
Was beim Drehen dieser Dokumentation noch nicht bekannt war: Sie wollte sich nach 7 Jahren Tetraplegie zu Tode hungern und tat dies schließlich auch erfolgreich im Jahr 2011.
Und was sagten ihre Angehörigen dazu? Sie haben es RESPEKTIERT und standen ihr nicht im Wege.
Ist auch alles auf ihrem Blog dokumentiert (Aktuell der 3. Eintrag vom 16 Feb 2012):
http://lifeparalyzed.blogspot.de/
Hier ein kleiner Ausschnitt daraus, von ihrer Schwester geschrieben:
...However, her reasons for doing what she did were based off the pain and suffering she endured daily. Despite our family, her friends, and her amazing in home care staff trying to persuade her against her decision, she chose what she did. As her loved ones we chose to respect her decision, and support her the best we could in a very horrible situation. Christina got cleared by her therapist, her physician, and lawyer to carry out this decision. She was found to be of sound mind, and legally allowed to refuse treatment (through Living Will and DNR). As a family, we could do nothing, but support her...
Und wenn jetzt jemand sagen will (z.B. böseböse), dass mein Zustand nicht mit ihrem zu vergleich ist - Ja, das stimmt. Aber: Selbst wenn ich in ihrem Zustand wäre und so etwas vorgehabt hätte, dann würden mich meine Angehörigen schneller als ich gucken kann sofort an Schläuche legen lassen und zwangsernähren, keine Frage.
Und angenommen ich hätte ihre Einschränkungen und hätte mich hier an dieses Forum gewandt....Frage an Teddy: Was hättest du mir dann geschrieben?
Ich vermute stark, dass du mir gesagt hättest was für ein toller und wertvoller Künstler ich sei (die Frau malte, bitte Video anschauen) und mir die selbe Fähigkeitsliste mit Ausnahme des Punktes mit den "2 funktionierenden Händen" aufgestellt.
Im Endeffekt sind solche Vergleiche sowieso vollkommen irrelevant. Selbst Samuel Koch vertritt meine Theorie mit der Relativität des Leides! Sogar in fast den gleichen Worten:
Samuel Koch:
...Zuerst habe ich versucht, mich zu rechtfertigen, aber solche Diskussionen führten zu nichts.
Es ist sinnlos zu fragen, wem von uns, die wir in der Klinik in Nottwil im Rolli umherfuhren, es nun am schlechtesten oder besten ging. Das kann nur absurd werden, denn Leid ist relativ. Man kann Schicksale nicht miteinander vergleichen. Mir kann es gefühlt besser gehen als manchem kerngesunden und stinkreichen Menschen, der keinen Sinn in seinem Leben und seinem Schnupfen sieht....
Hier zum Abschluss noch ein kleines Zitat für Buchfreundin, und zwar aus einem Interview:
teleschau: Herr Koch, mit welchen Gefühlen haben Sie Ihren ersten Drehtag am Set von "Sturm der Liebe" erlebt?
Samuel Koch: Die Gefühlsfrage! Die stellen meist nur weibliche Journalisten ...
Was für ein unerzogener mittelalterlich frauendiskriminierender kindischer Bengel dieser Koch doch ist, oder Buchfreundin?
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